Herr Eicher, was ist die Kernaufgabe einer Schweißer-Schutzausrüstung?
Die Kernaufgabe einer Schweißer-Schutzausrüstung ist es, Augen und Haut vor Verblendung, Infrarot- und Ultraviolett-Strahlen abzuschirmen sowie die Atemorgane vor schädlichen Partikeln, Rauch und Dämpfen zu schützen. Doch wir sehen unsere Aufgabe viel breiter gefasst. Neben dem Schutz der Gesundheit beinhalten unsere Produkte intelligente Komponenten. Diese bieten dem Schweißer einen hohen Arbeitskomfort und tragen dazu bei, die Produktivität zu steigern.
Schweißhelme und Schutzbekleidung werden technisch immer ausgereifter und smarter. Wenn Sie an die letzten Jahre zurück denken, welche waren für Sie die wichtigsten Innovationen, die die Entwicklung des Schweißhelmes vorangetrieben haben?
Das ist meiner Ansicht nach ganz klar die Erfindung der OPTREL Autopilotfunktion. Das Anpassen des Blendschutzes an die Helligkeit des Lichtbogens war über viele Jahre schlecht gelöst. Bei vielen Systemen muss der Anwender die Dunkelstufe von Hand im Inneren des Helmes justieren. Weil das zu umständlich ist, passen die Schweißer ihren Blendschutz meist gar nicht an. Aus Bequemlichkeit wählen sie dann eine Schutzstufe, die für alle Schweißaufgaben herhalten muss. Das ist sehr ermüdend für die Augen und kann diese langfristig sogar schädigen. Fortschrittliche Schweißanlagen bieten die Möglichkeit, am Brenner oder per Fußpedal die optimale Stromstärke zu wählen, was zwangsläufig auch die Lichtbogenintensität verändert. Hier bietet OPTREL mit der intelligenten Autopilotfunktion die perfekte Lösung. Eine ausgeklügelte Sensorik misst permanent die Intensität des Schweißlichtbogens und passt die Dunkelstufe des Helmes automatisch an. Dies führt zu einem enormen Komfortgewinn, was den Schweißer weniger ermüdet und somit seine Arbeitsleistung sowie die Schweißqualität erhöht.
Wohin geht Ihrer Meinung nach die Entwicklung bei Schweißer-Schutzausrüstung?
Die Entwicklungstrends gehen klar in Richtung Komfort- und Effizienzsteigerung, da sich auch das Berufsbild des Schweißers in Zukunft verändern wird. Um effizient und kostengünstig produzieren zu können, werden Metallkonstruktionen immer schlanker gerechnet. Damit erhöht sich der Druck auf die Güte der Schweißnaht. Nur wer vor, während und nach dem Schweißen die perfekte Sicht hat, wird künftig die geforderten Resultate in Zeit und Qualität erzielen können. Eine ganz neue Lösung stellt der intelligente Schweißhelm VizorConnect dar, den wir gemeinsam mit Fronius entwickeln. Er ist der erste Helm, der sich per Bluetooth automatisch mit der Stromquelle verbindet und mit ihr kommuniziert. Aktiviert der Schweißer am Brenner die Zündung des Lichtbogens, erhält der Helm ein Signal, den Schirm abzudunkeln. Noch bevor der Lichtbogen tatsächlich zündet, wechselt der Sichtschutz vom offenen in den geschlossenen Modus. Dies bietet viele Vorteile. Der Helligkeitsblitz zu Beginn des Schweißprozesses ist eliminiert, was Ermüdungserscheinungen enorm reduziert. Ein zuverlässiger Blendschutzbetrieb ist auch bei tiefsten Schweißströmen und ganz hellen Arbeitsplatz-Lichtverhältnissen immer gewährleistet. Das unbeabsichtigte Abdunkeln des Helmes, etwa durch einen benachbarten Lichtbogen oder ein spontanes Öffnen beim Schweißen in Zwangslagen, gehört ab sofort der Vergangenheit an.
Gibt es für Sie eine Zukunftsvision des optimalen Schweißhelmes, und wenn ja, welche Features würde dieser haben? Vermissen Sie etwas an den aktuellen Schweißhelmen, was technisch derzeit noch nicht möglich ist?
Der Schweißhelm wird in Zukunft mehr können als nur schützen. Er wird so intelligent sein, dass er sich nahtlos in den Arbeitsprozess einfügt und scheinbar unbemerkt „einfach da“ ist. Zudem sollte der Metallverarbeiter zukünftig zahlreiche Parameter während des Fügeprozesses im Auge behalten. Was liegt da näher als solche Informationen direkt im Sichtfeld des Schweißers einzublenden? Mit unserem Schweißhelm VizorConnect gehen wir den ersten Schritt in diese Richtung. Er bringt alle Voraussetzungen mit, um verschiedene Schweißparameter oder andere Informationen am Schirm anzuzeigen. Damit ist er für viele zukünftige Funktionen gerüstet.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Fronius?
Fronius und OPTREL sind seit über zwei Jahrzehnten Partner. Wir unterstützen uns gegenseitig, indem wir unsere Technologien zusammenbringen, zu einer Einheit verschmelzen lassen und stetig weiterentwickeln. Damit verschaffen wir unseren Kunden einen echten Mehrwert in Bezug auf einen umfassenden Schutz, einzigartigen Komfort und Effizienz während der Arbeit. Wir wollen die Erwartungen unserer Kunden nicht nur erfüllen, sondern setzen alles daran, diese zu übertreffen.